Ich freue mich sehr, mit euch wieder einen Gastartikel teilen zu dürfen. Er kommt von Annabel, die mit ihrem Blog CheerUpYourLife immer wieder mein Herz berührt und mich augenblicklich mit ihrem wohltuenden, zurückgenommenen und leichten Schreibstil runterfahren lässt. Und auch ihre Inhalte gehen tief ins Herz. Einfach wunderbar. Verschaffe dir hier selbst einen Eindruck:
Lesezeit: 6 Minuten
Einst suchte eine Frau Rat bei einem alten Weisen. Nachdem sie ihren Kummer beklagt hatte, fragte er sie: „Was ist dein Wunsch?“
Nach kurzer Überlegung antwortete sie: „Ich möchte, dass endlich Ruhe in meinen Kopf einkehrt.“
Lächelnd erhob sich der alte Weise von seinem Stuhl und ging zu einer Kommode. Aus einer Schublade holte er ein Baumwollsäckchen hervor und legte es vor sie auf den Tisch.
„Nimm dieses Säckchen und geh damit in den Wald, der deinem Wohnort am nächsten ist. Finde dort einen Stein, der so groß ist, dass er genau in den Kreis passt, der sich bildet, wenn sich die Spitzen von Daumen und Zeigefinger deiner linken Hand berühren. Lege ihn zusammen mit drei Fichtennadeln und einer Feder aus demselben Wald in das Säckchen und verschnüre es anschließend mit einem Grashalm. Mit sieben Knoten ist die Aufgabe und damit dein Wunsch erfüllt.“
Obwohl ihr die Aufgabe seltsam erschien, ging die Frau gleich am nächsten Tag mit dem Baumwollsäckchen in ein nahe gelegenes Waldstück.
Zuerst suchte sie nach dem Stein. Einen nach dem anderen hob sie auf, bis sie einen fand, der genau in den Fingerkreis passte. Sie stopfte ihn in das Säckchen.
Als Nächstes betrachtete sie die Bäume um sich herum genauer. Hier standen nur Laubbäume. Deshalb ging sie weiter, bis sie auf Fichten traf. Dort zupfte sie drei Nadeln von einem Zweig und legte sie zu dem Stein in das Säckchen.
Nun fehlte noch die Feder.
„Überall zwitschern Vögel, da müsste doch irgendwo eine herumliegen“, dachte sie sich. Also sah sie eine Weile den Vögeln beim Singen zu. Aber keiner verlor eine Feder. Sie erforschte den Waldboden in der Umgebung von Nestern. Eine Feder fand sie jedoch nicht. Erst als sie sich auf den Rückweg machte, entdeckte sie eine Taubenfeder auf dem Waldpfad.
„Das wäre erledigt!“, jauchzte sie und hob sie auf.
Zu guter Letzt pflückte sie am Wegesrand einen robusten langen Grashalm. Mit sieben Knoten verschnürte sie damit das Baumwollsäckchen samt Stein, Fichtennadeln und Feder.
Und während sie das tat, kam sie sich plötzlich wie eine Idiotin vor. Hatte sie sich allen Ernstes erhofft, dass das Sammeln unsinniger Gegenstände im Wald sie von ihrem Kummer befreien würde? Der alte Mann hatte sie sicher zum Narren gehalten. Das konnte sie nicht auf sich sitzen lassen!
Sie fuhr abermals zu ihm, packte ihm das Beutelchen auf den Tisch und sagte erzürnt: „Der Zauber funktioniert nicht!“
„Zauber? Das ist kein Zauber“, sagte der alte weise Mann. „Sag mir, wo waren deine Sorgen, als du die Aufgabe erfüllt hast?“
Sie dachte nach, ehe sie antwortete: „Ich hatte gar keine Zeit für Sorgen! Ich war zu beschäftigt damit, die Dinge zu finden und mich dabei nicht zu verlaufen.“
„Dann hat es funktioniert! Oder glaubst du, dein Geist hätte Ruhe gegeben, wenn ich dich ohne eine Aufgabe auf einen Spaziergang in den Wald geschickt hätte?“
Der Wald, eine Oase der Entspannung
Der Wald ist der beste Ort, um Ruhe und Entspannung zu finden. Da zwitschern die Vögel, der Wind raschelt durch die Blätter, es plätschert ein Bächlein. Der Sound der Natur wirkt ähnlich harmonisierend auf Körper und Geist wie Wellnessmusik. Er hebt die Stimmung und lindert Stresssymptome sowie Schmerzen.
Doch wenn die Gedanken lauter quasseln als die Vögel zwitschern, dann kann sich der Wald noch so viel Mühe geben, du wirst dich nicht entspannen. Sorgen verhalten sich nun mal sehr dominant. Es braucht so etwas wie eine Stopp-Taste, um sie verstummen zu lassen. Und die gibt es gewissermaßen in Form von kleinen Aufgaben und Übungen.
Medizin-Professoren in Japan haben bereits vor Jahrzehnten die positive Wirkung des Waldbadens entdeckt. Shinrin Yoku, wie sie es nennen, soll stressbedingte Krankheiten vorbeugen. Bei dieser Entspannungsmethode gehst du aber nicht nur spazieren, sondern beschäftigst dich aktiv mit dem Wald. Man könnte auch sagen, du badest in seiner Atmosphäre.
So gut tut ein Aufenthalt im Wald
Du wirst es aus Gewohnheit kaum bemerken, aber die Welt der Menschen ist fürchterlich laut. Und ständig muss dein Gehirn unzählige Informationen verarbeiten. Das ist die pure Reizüberflutung! Betrittst du hingegen einen Wald, reduziert sich schlagartig die Menge an Eindrücken.
Die angenehme Ruhe, die friedliche Stimmung und die natürlichen Düfte nehmen dir die Schwere von Schultern und Herz. Du tauchst ein in eine ganz andere Wirklichkeit, als du sie aus deinem hektischen Alltag kennst. Du empfindest Geborgenheit, was den gestressten Geist beruhigt und das allgemeine Wohlbefinden erhöht.
Daneben sinken nachweislich die Stresshormone während eines Aufenthalts im Wald.
Der Blutdruck reguliert sich und die Pulsfrequenz senkt sich ab, weshalb du dich im Grünen leichter entspannst als in deinen eigenen vier Wänden.
Auch haben Wissenschaftler bestätigt, dass die in der Waldluft enthaltenen Phytonzide und Mikroben das Immunsystem stärken. Die Anzahl der Immunzellen erhöht sich, je länger du dich im Wald aufhältst. Dadurch reduzieren sich Entzündungen, sodass du insgesamt weniger anfällig für Krankheiten bist.
Nicht zu vergessen: Bäume filtern die Luft. Nirgendwo ist die Luft so sauber und frisch wie im Wald.
Du siehst, es lohnt sich, öfters mal in die wohltuende Atmosphäre des Waldes einzutauchen. Also komm mit! Ich zeige dir im Folgenden drei Übungen, die dich beim Abschalten in der grünen Oase unterstützen.
3 praktische Übungen für deinen Waldbesuch
Stelle vorab am besten dein Handy in den Flugmodus, so profitierst du am meisten von deinem Besuch im Wald. Gönne dir die Zeit, einmal unerreichbar zu sein.
1. Atemübung
Diese Übung kannst du als Einstieg nutzen, um dir die Verbundenheit mit der Natur wieder bewusst zu machen.
Dafür empfehle ich dir, in den nächstgelegenen Park oder Wald zu gehen, um gleichzeitig von der wohltuenden Waldatmosphäre zu profitieren. Du kannst die Übung aber auch machen, wenn du einen Baum vorm Fenster hast. Selbst eine Pflanze in deinem Zuhause reicht aus.
Stelle oder setze dich vor eine Pflanze deiner Wahl und betrachte sie einmal ganz genau. Was gefällt dir an ihr? Warum hast du gerade sie als Objekt deiner Übung ausgewählt? Gefällt dir die Form ihrer Blätter? Trägt sie Blüten? Weckt sie bestimmte Emotionen in dir?
Als Nächstes konzentrierst du dich auf deine Atmung. Dabei machst du dir bewusst, dass die Luft, die du einatmest, dieselbe ist, die der Baum zuvor ausgeatmet hat. Und wenn du ausatmest, atmet der Baum deine Luft ein.
Konzentriere dich mindestens fünf Minuten auf diese Atmung, bis du die Verbindung zwischen dir und der Natur spürst.
Du könntest die Übung auch täglich während einer Pause durchführen, bei der du eine Grünpflanze im Blick hast. Das entspannt den Geist und macht dich gelassener.
2. Mit allen Sinnen
Bei dieser Übung solltest du auf jeden Fall raus in den Wald. Denn jetzt wollen wir mit allen Sinnen in die Waldatmosphäre eintauchen.
Reduziere zunächst deine Schrittgeschwindigkeit. Wenn du dich an das langsame Gehen gewöhnt hast, konzentrierst du dich auf deine Atmung.
Nutze dafür die vorherige Übung, um dich mit dem Wald zu verbinden: Atme bewusst die Luft ein, die der Wald ausgeatmet hat und atme aus, was der Wald einatmet. Sobald du deinen Atemrhythmus gefunden hast und dich mit dem Wald verbunden fühlst, steigerst du Schritt für Schritt deine Aufmerksamkeit.
Nimm als Erstes wahr, was du in deiner unmittelbaren Umgebung siehst. Betrachte alles, was weiß, gelb oder blau ausschaut. Beobachte, wie viele unterschiedliche Schmetterlinge und Insekten dir begegnen. Richte deinen Blick danach in die Ferne. Was fällt dir sofort ins Auge?
Als Nächstes achtest du auf alle Geräusche, ob nah oder fern. Was nimmst du wahr? Erkennst du ein paar Vogelstimmen? Flüstert der Wind durch die Blätter? Knackt und knistert es im Gebüsch?
Nun schnupper mal, welche Düfte dir in die Nase schweben. Riecht es erdig, harzig, nadelig oder blumig? Versuche, drei verschiedene Duftnoten zu erkennen.
Danach fühle den Wald mit deinen Händen. Suche dir zum Beispiel zwei verschiedene Baumarten und ertaste die unterschiedliche Struktur ihrer Stämme. Oder streichle über einen Moosteppich und beschreibe gedanklich, wie es sich für dich anfühlt. Kühl? Warm? Weich? Fellig?
Zuletzt darfst du den Wald kosten, aber mit Vorsicht. Nimm nur in den Mund, was du sicher als essbar bestimmen kannst. Du könntest Sauerklee probieren, Walderdbeeren naschen oder die frischen hellen Nadeln einer Tanne oder Fichte knabbern. Wie schmeckt es? Sauer? Süß? Würzig?
Für die gesamte Übung solltest du dir so viel Zeit nehmen, wie du benötigst. Am besten, du hast hinterher keine wichtigen Termine, die dich zeitlich unter Druck setzen.
3. Waldlaufspiel
Du triffst den ganzen Tag Entscheidungen. Da ist dieses Spiel eine wahre Erleichterung für deinen beanspruchten Geist. Denn hierbei überlässt du die Entscheidung, wo dein Weg bei deinem nächsten Waldspaziergang entlanggeht, dem Zufall. Nutze dafür am besten eine App mit Zufallsgenerator, bei der du „links“, „rechts“ und „geradeaus“ eintippen kannst.
Überlege dir dazu eine Aufgabe, um in die Atmosphäre des Waldes einzutauchen. Denke dir zum Beispiel eine Anzahl von Dingen aus, die du auf deinem Weg durch den Wald entdecken möchtest. Oder nutze die vorherige Sinnesübung, um deine Wahrnehmung zu schulen. (Hier findest du weitere Ideen sowie eine Anleitung zum Spiel).
Und dann lass los und folge einem spannenden Weg, den der Zufall für dich bestimmt. Dieses Spiel macht aus jedem deiner Waldspaziergänge ein neues Erlebnis.
Jetzt hast du ein paar Übungen, die dem unruhigen Geist als Stopp-Taste dienen. Ich selbst tauche am liebsten in den Wald ab, sobald ich merke, dass meine Stimmung sinkt, Grübeleien mich vereinnahmen oder ich mit einer Situation überfordert bin. Dort fühlt sich alles so einfach an. Niemand erwartet etwas von mir. Ich kann mich wunderbar entspannen. Und wenn ich aus dem Wald wieder auftauche, sieht die Welt meist klarer aus. Und nicht selten führt ein entspannter Geist auch zu Aha-Momenten und Lösungen.
Nun erlebe es selbst: Der Wald macht einfach glücklich!

Über Annabel
Annabel schreibt auf CheerUpYourLife über all die Dinge, die sie auf ihrem Glückspfad lernt. Ihre Hauptthemen drehen sich um gesunde Lebensgewohnheiten, (Selbst-)Liebe und die Freiheit, das zu tun, was individuell glücklich macht.
Jetzt freuen wir uns auf deine Eindrücke: Hat dir der Artikel gefallen? Was hat dir gefallen? Hast du Lust, dich jetzt wieder stärker mit der Natur auseinanderzusetzen? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!
Titelbild: bertvthul/Pixabay
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Ein Gedanke zu „Wie der Wald dich entspannt und spürbar glücklich macht (mit 3 praktischen Übungen)“