„Du kannst lernen, dass Sprache die Wirklichkeit nicht nur abbildet, sondern auch gestaltet. Dass die Art und Weise, wie du die Welt und deine Beziehung zu ihr benennst, auch das Wesen dieser Beziehung bestimmt.“ Jörg Böckem (Zitat abgeändert)
Lesezeit: 6 Minuten
Im Leben ist dir das sicher schon mal begegnet: Du bist traurig und jemand anderes versucht dich aufzumuntern. „Du machst das schon!“ oder „Du bist besser als die!“ und andere Aussagen werden dir dabei sicher untergekommen sein.
Wahrscheinlich werden sie nicht wirklich auf dich gewirkt haben. Du hast sie direkt blockiert, als sie auf dich aufgetroffen sind. Stopp, hier nicht weiter!, wird in großen Buchstaben auf deiner Stirn gestanden haben. Und warum? Weil du selbst nicht daran glaubst.
Was sind Affirmationen?
Genau das Gleiche passiert viel in der Persönlichkeitsentwicklung. Oft wird hier versucht, dir etwas aufzutischen und schmackhaft zu machen, das vielleicht auch schmackhaft ist – das aber zu dir nicht durchdringt. Sogenannte Affirmationen sind dafür ein wunderbares Beispiel. Dazu gibt es beispielsweise viele Podcast-Episoden oder Youtube-Videos.
Diese Affirmationen sollen dein Unterbewusstsein auf das einstellen, was du erreichen möchtest. Zum Beispiel Erfolg, Reichtum, Selbstliebe. Dafür sollst du immer wieder Sätze nachsprechen wie „Ich bin erfolgreich“ oder „Ich bin wohlhabend“.
Wenn Affirmationen nicht bei dir fruchten
Vielleicht wirkt das bei dir ganz gut. Klar, dauert das etwas und du solltest es regelmäßig praktizieren, damit es wirklich Wirkung zeigen kann. Vielleicht aber merkst du auch nach längerer Zeit, dass es bei dir nicht so richtig fruchtet.
Diese Affirmationen werden wahrscheinlich auch weiterhin nicht positiv auf dich wirken. Der Grund ist, dass du bestimmte Vorstellungen von dir selbst von Anfang an blockierst. Und das ist okay, dass du sie blockierst. Daran ist erstmal alles richtig: Dein Gehirn wehrt etwas ab, von dem es gelernt hat, dass es falsch ist. Wenn du dir zum Beispiel immer eingeredet hast, dass du ein „Versager“ seist, wird es auch so in dir verankert sein. Ergo lehnst du unterbewusst ab, dass du erfolgreich sein könntest.
Warum Affirmationen eine Blockade stärken können
Dein Gehirn wehrt diese aufgesetzte positive Weltsicht über dich selbst erst einmal ab. Du denkst ja auch nicht, dass die Erde eine Scheibe ist, wenn du immer das Gegenteil gehört hast. Wenn du aber nicht weißt, dass Affirmationen nicht einfach deine vorherigen Erfahrungen über dich selbst übermalen, kann das dazu führen, dass du vielleicht noch mehr ins Straucheln gerätst: „Warum bringt das denn nichts bei mir?! Was mache ich denn falsch? Bei den anderen klappt es doch auch! Nicht mal das kriege ich hin!“
Die Konsequenz: Noch mehr Frust. Noch mehr Abneigung dir selbst gegenüber. Eine weiter wachsende, gestärkte Blockade.
Blockaden für dich nutzen
Aber an dieser Stelle geht’s erst richtig los. Denn du kannst diese Abwehrreaktionen besonders für dich nutzen. Aber nicht, indem du sie versuchst wegzusperren und zu überlagern. Sondern indem du schaust, was diese Affirmationen bei dir auslösen.
Sicherlich gibt es auch Affirmationen, die du annehmen kannst. Aber die spannendsten sind die, die du nicht annehmen kannst. Die du innerlich blockierst.
Was lösen diese Affirmationen bei dir aus? Wut? Unglaube? Angst? Ohnmacht?
Wie du vorgehst: Gehe in eine Situation rein
Schaue dir dieses Gefühl näher an, indem du diese Vorstellung von dir weiter im Kopf behältst. Bleiben wir bei dem Erfolgreich-Beispiel. Warum glaubst du, dass du nicht erfolgreich sein kannst? Welche Situationen fallen dir ein, in denen du scheinbar etwas anderes gelernt hast?
Rufe dir eine Situation in den Kopf, die dazu passt. Schaue dir diese Situation genauer an. Durchlebe das Gefühl, was du dabei erlebt hast. Oder wenn du dir diese Situation nicht mehr genau vorstellen kannst, erinnere dich an die Person, die dabei beteiligt war.
Wichtig: Versuche hier, keinen Riegel vorzuschieben. Wenn dich etwas verletzt hat, dann hat es dich verletzt. Das ist okay. Kein Grund, sich zu schämen oder es vor dir selbst zu leugnen und kaltzustellen.
Gefühle erleben
Du darfst jetzt alles fühlen, was du dazu fühlst. Du darfst das alles jetzt ungefiltert und ohne Schutzhülle erleben.

Vielleicht wirst du weinen. Oder wütend sein. Aber wahrscheinlich wirst du nach und nach merken, wie das negative Gefühl zunehmend an Bedeutung verliert. Sich neutralisiert. Sich relativiert. Das klappt eben am besten, wenn du dein Gefühl zulässt und annimmst. Auch wenn dein Kopf es abwehren will: Du hast einen Grund, warum du so fühlst. Deshalb darfst du so fühlen. Lass es zu!
Gedanken erleben
Wenn du möchtest, kannst du jetzt anfangen, nochmal neu über diese Situation nachzudenken. Beachte dabei: Wie wolltest du diese Situation verstehen? Hast du vielleicht vorher schon Erfahrungen gemacht, die du dir bestätigen lassen wolltest?
Im nächsten Schritt überlege dir: Wie sah die Situation für den anderen aus? Was wollte er erreichen in der Situation? Hast du ihn richtig verstanden? Hat er andere Erfahrungen gemacht, die ihn dazu gebracht haben, etwas ganz bestimmtes von der Situation zu erwarten?
Danach befasst du dich mit deinem Glaubenssatz, der dahinter steckt. Ist es wirklich objektiv wahr, dass du ein erfolgloser Versager bist? Welche Situationen, die du erlebt hast, beweisen das Gegenteil?
Wie möchtest du die Erfahrung nutzen?
Zum Schluss überlege dir: Wie möchtest du diese Situation zukünftig für dich nutzen? Sei ehrlich!
Möchtest du sie weiterhin nutzen, um dich in einer Opferrolle zu halten? Um immer von den anderen erwarten zu müssen, dass sie sich um dich kümmern?
Oder möchtest du diese Situation nutzen, um daraus deine Stärke zu ziehen und deine Denkrichtung zu ändern?
Der Schlüsselmoment
Es kann hierbei nur ein ganz kleiner Schritt sein, der dir ganz neue Möglichkeiten bietet. Der dich deiner eigenen Ohnmacht entzieht. Ein Schlüsselmoment, der vielleicht manchmal eine ganze Weile braucht. Das kann ein Anruf sein. Eine Nachricht. Ein neuer Satz in einem Gespräch. Oder auch plötzlich etwas ganz Großes. Du wirst ihn daran erkennen, dass du plötzlich denkst „Oh! So geht es also auch!“.
Hetze dich nicht. Sei geduldig mit dir. Du wirst genau dann anders handeln können, wenn du bereit dafür bist. Wenn es Zeit dafür ist.
Du kannst eigenmächtig handeln
Wenn du diesen Schlüsselmoment eines Tages erreicht, wird sich deine Sichtweise wahrscheinlich stark ändern. Du weißt jetzt, dass du die Macht hast, eigenmächtig zu handeln. Dass du dich aus deinen Mustern befreien kannst. Du nicht in der Opferrolle zu bleiben brauchst.

Aber auch, wenn du nicht diesen Schlüsselmoment erreichst, wirst du einen großen Schritt nach vorne gesetzt haben. Du trittst näher mit dir in Kontakt und betrachtest deine Wunden. Pflegst sie, und damit dich selbst. Du lernst, deine Gedanken neu zu sortieren.
Wenn dir mehrere einschlägige Situationen dieser Art einfallen, die etwas in dir blockieren, gehe auch sie nochmal durch. Wahrscheinlich werden sich deine Situationen aber auf ein paar wenige „Auslösersituationen“ beschränken; die restlichen „schiefgelaufenen“ Situationen sind nur Symptome.
Prüfe gegen!
Wenn du glaubst, du hast etwas erreicht, prüfe gegen: Halte dir wieder deine gewählte Affirmation vor. Rufe sie dir zurück ins Gedächtnis und spüre nach, wie sie sich jetzt anfühlt. Wie reagierst du auf sie? Kannst du sie annehmen? Hakt es noch irgendwo? Was fühlt sich noch nicht weich und geschmeidig an?
Wenn es irgendwo noch unangenehm zieht oder diese Affirmation absurd für dich zu wirken scheint, komme nochmal ins Spüren – dann ist der Prozess noch in Bearbeitung. Das geht meistens nicht über einen Tag auf den anderen. Rechne da ruhig mit ein bisschen Zeit. Aber wenn du dran bleibst, dich selbst beobachtest und aufmerksam bist, wirst du vorwärtskommen.
Hole dir Hilfe!
Es kann hierbei auch sein, dass du deine eigene Auslösersituation gar nicht findest. Vielleicht, weil du sie in der frühen Kindheit erlebt hast, oder vielleicht auch weil du sie erfolgreich verdrängt hast. Oder es waren viele verschiedene.
An dieser Stelle empfehle ich dir, dir von außen Hilfe zu holen. Das kann eine Person sein, die dich gut kennt und weiß, „wo deine Macken sind“, wie ein Freund oder dein Partner. Das können aber auch fremde Personen sein, wie ein Psychotherapeut oder eine Beratungsstelle.
Dieser Text ist ein Selbsthilfetext. Deshalb kann er nur in dem Rahmen helfen, in dem du dir selbst helfen kannst. Manchmal sind Erlebnisse aber so einschlägig gewesen, dass du allein ihnen nicht beikommen kannst und Hilfe von außen brauchst. Traue dich, sie dir zu suchen, wenn du sie brauchst!
Deine Blockade gelöst
Vielleicht merkst du aber auch, wie der anfängliche Widerstand abgeklungen ist. Eine Situation nicht mehr wilde Gefühle in dir auslöst, sondern du ruhig und entspannt auf diese Situation reagierst. Und die dazu passende Affirmation auf einmal gar nicht mehr so weit hergeholt klingt.
Wir Menschen haben ein natürliches Selbstwertgefühl, das uns inneliegt. Damit wir uns weiterentwickeln können, gibt es viele Situationen, die dieses Selbstwertgefühl herausfordern.
Manchmal sind es zu viele. Oder du lenkst in ein Verhalten ein, das dir dein Umfeld präsentiert: Wenn es selbst ein geringes Selbstwertgefühl hat, wirst auch du dazu neigen – im schlimmsten Fall wirst du als sensible Person das ausbaden, worauf die weniger emotionalen Personen nicht so sehr reagieren. Dein Selbstwertgefühl wird dann überlagert von unwahren Erwartungen, die sich zusätzlich im Vergleich mit anderen noch verstärken.
Wende dagegen diese Technik an. Komme ins Spüren. Lebe das Gefühl, das da ist. Neutralisiere das Gefühl. Schaue dir die Situation danach nochmal an und ergründe die Ursachen dafür. Und jetzt: Wofür wirst du diese Situation künftig nutzen? Als eine Übung zur Weiterentwicklung für dich selbst, die dich dahin gebracht hat, wo du heute stolz stehst?
Du kannst mit Affirmationen gegenprüfen, ob deine Neutralisation funktioniert hat. Erinnere dich dabei daran, dass es durchaus dauern kann, bis du bereit für deine Neuentwicklung bist. Das kann viel Suchen und Bearbeiten enthalten. Aber schon allein das lohnt sich, weil du näher in Kontakt mit dir selbst trittst und dich besser verstehen und zu fühlen lernst.
Ich wünsche dir alles Gute dabei!
Herzlichst, Sabrina
Sooo, erstmal vielen Dank fürs Lesen! Wie gefällt dir diese Art, Blockaden zu lösen? Welche Techniken kennst du, um Blockaden zu lösen? Und vor allem: Welche Erfahrungen hast du mit Affirmationen gemacht? Schreib es gerne in die Kommentare, ich freue mich!
Dieser Text basiert auf Inspirationen von mymonk, Robert Betz und Frederic Kuhn.
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