Darum sind andere immer tougher als du – und was du dagegen tun kannst

tougher

Lesezeit: 4 Minuten

Verletzlichkeit ist etwas, das alle Menschen in sich tragen. Vielleicht kommst es dir aber manchmal so vor, als wärst du besonders verletzlich im Vergleich zu anderen Menschen.

Mir jedenfalls ging es lange so. Ich hatte immer das Gefühl, dass die meisten Menschen um mich herum viel „tougher“ sind als ich. Ich habe deshalb sehr viel von mir verlangt und ständig hart an mir gearbeitet, um eines Tages genauso tough sein zu können.

Die Moral von der Geschicht’: Ich bin gescheitert, habe für mich aber fantastische Erkenntnisse gewinnen können, die ich dir hier gerne mitgeben möchte.

1. Einseitiger Fokus

Wenn du das Gefühl hast, dass andere viel tougher, stärker oder weniger sensibel sind als du, dann kann das an folgenden Dingen liegen: Erstens konzentrierst du dich wahrscheinlich genau auf die Menschen, die stärker als du erscheinen, und blendest alles andere um dich herum aus.

Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit bist du aber der Durchschnitt von deinem Umfeld. Allerdings fokussierst du dich nur auf den einen Teil der Menschen. Eben die, die tougher als du wirken.

Das führt natürlich zu einer ziemlichen Verschiebung deiner Wirklichkeit, und dadurch kommst du dir noch sensibler, „schwächer“ oder weichherziger vor.

Konzentriere dich deshalb ruhig mal auf andere Personen! Bestimmt stellst du dann fest, dass du nicht die einzige sensible Seele auf der Welt bist, und das relativiert schon vieles.

2. Rollenspiel

Damit kommen wir auch schon zum zweiten Punkt. Nicht alle Menschen zeigen, was in ihnen vorgeht. Das tun, denke ich, eigentlich nur echt sehr sehr wenige.

Wenn du jetzt aber ein bisschen naiv und leicht beeinflussbar bist, so wie ich auch, dann denkst du wahrscheinlich gar nicht so darüber nach. Du kaufst den Menschen eine Rolle ab, die sie dir vorspielen.

Dein Inneres kennst du aber, und du weißt, wie chaotisch es manchmal in dir aussieht. Entsprechend denkst du schnell, dass nur du solche Probleme von „alles persönlich nehmen“ oder „zu viel Grübeln“ in dir trägst.

Das ist, das möchte ich dir hier deutlich sagen, falsch. Glaube mir, du bist nicht allein mit deinen Problemen! Das wäre ja auch ein bisschen anmaßend, oder?

Deshalb erinnere dich immer daran: Menschen zeigen niemals alles von sich. Sie alle sind mal schüchtern, sensibel oder emotional. Selbst die Stärksten unter ihnen.

3. Lebenserfahrung und Selbstbewusstsein

Drittens hat dieses „tough sein“ viel mit Erfahrung und Selbstbewusstsein zu tun. Natürlich wirst du in deiner Pubertät nicht so gelassen oder „abgebrüht“ sein können wie Menschen mit mehr Lebenserfahrung. Das ist nun mal Fakt.

Das Gute, und zugleich das Schlechte, daran ist: Das Leben lehrt dich unermüdlich. Gib dir noch ein paar Jahre, und dann wirst du nicht nur feststellen können, was Selbstschutz und Schein sind.

Du wirst wissen, worauf du vertrauen und Wert legen darfst. Und das sind aus meiner Sicht nicht die Menschen, die immer hart, stark und vor allem abgebrüht erscheinen.

Wenn du dem Ganzen aber etwas Aufschwung geben willst, habe ich hier einen Artikel für mehr Selbstbewusstsein für dich.

4. Wie viele Jacken trägst du?

Viertens möchte ich dir einen Hinweis mitgeben, der mich selbst noch vor kurzem überrascht hat.

Stelle dir ein Bild vor, wie du auf einem großen, weiten Platz stehst. Du trägst eine Jacke. Dann stürmt plötzlich jemand auf dich zu, zieht kurz vor dir ein Messer und sticht es in deine Brust. Du bist schwer verwundet und sackst zusammen.

Dann stellst du dir die Szenerie aber nochmal vor, wenn du nicht nur deine Jacke, sondern auch die Jacke deiner Eltern trägst. Deiner besten Freundin. Deines Partners. Und schon dringt das Messer durch die dicken Stoffschichten nicht mehr zu dir durch.

So ist auch das reale Leben. Vertrauenspersonen schenken dir sozusagen ihre Jacke und schützen dich vor Verletzungen durch andere.

Je mehr Vertrauenspersonen du hast, desto besser bist du geschützt. Wenn du aber nur wenige und oberflächliche Beziehungen hast, bist du auch viel verletzlicher als Menschen mit einem schützenden Umfeld. Das heißt, knüpfe enge Bande, denn das macht dich wirklich tougher.

5. Ein leerer Akku?

Fünftens ist nicht nur ein vertrautes Umfeld besonders wichtig, um stark zu sein. Es sind auch die Dinge, die du tust.

Wenn du den ganzen Tag etwas von dir verlangst, was dir keinen Spaß macht oder was du eigentlich gar nicht bist, laugt dich das aus. Eben wie ein Akku mit zu wenig Leistung. Selbst wenn du das Handy anschließt, ist es nach 5 Minuten wieder leer.

Und genauso geht es auch dir, wenn du ständig etwas tust, was nicht zu dir passt. Dann bist du auch die nicht richtig funktionstüchtig. Jetzt stark sein klappt natürlich nicht.

Deshalb ist es wichtig, dass du dein Tun und Sein darauf ausrichtest, was dir wirklich guttut. Was dir entspricht und womit du dich wohlfühlst.

Zugegeben kann es etwas dauern, bis du das möglich machst. Aber ich denke, dass es sich lohnt.

6. Gedanken und Grenzen

Sechstens sind starke Menschen in der Regel diejenigen, die sich gut abgrenzen können. Manche lernen das sehr schnell im Leben. Andere hingegen brauchen Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte, um das wirklich richtig anwenden zu können.

Wenn du dir Gedanken darum machst, dass andere tougher sind als du, dann bist du wahrscheinlich noch nicht so gut im Grenzen setzen.

Kein Problem, dafür bin ich da. Versuche, auf dich und deine Bedürfnisse zu hören und für deine Meinung einzustehen. Wenn das nicht direkt klappt, bloß kein Stress. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Es bringt auch schon jede Menge, wenn du im Nachhinein für dich feststellen kannst: „Oh, das war wohl nicht so richtig ich.

Lerne, deine eigenen Grenzen einzuhalten, und du wirst automatisch stärker. Dann denkst du auch weniger darüber nach, was andere von dir denken. Versprochen.


Wenn du dich weiter mit Persönlichkeitsentwicklung auseinandersetzt, dann wirst du außerdem feststellen, dass es nicht darauf ankommt, stark zu wirken.

Die wirklich starken Menschen sind diejenigen, die mit sich selbst im Reinen sind und zu sich stehen. Die nicht ständig versuchen, hart an sich zu arbeiten und sich zu optimieren, sondern sich selbst akzeptieren können.

Wenn du also sensibel bist, dann bringt es nichts, einen auf hart zu machen. Und ist es nicht viel schöner, ein tolles Lachen, eine warme Ausstrahlung und einladende Offenheit auszustrahlen? Ich wünsche mir, dass du für dich den richtigen Weg findest.

Alles Gute und herzlich, Sabrina

Die spannende Metapher mit den Jacken stammt von Sylke de Vries-Janssen. Vielen Dank, liebe Sylke, das hat mich wirklich enorm vorangebracht!

Wie gefällt dir dieser Text? Hilft er dir dabei, zu verstehen, warum andere nur tougher sind als du? Und findest du es immer noch so erstrebenswert, daran zu arbeiten, irgendwann genauso tough zu sein? Oder möchtest du nicht doch lieber deine liebevolle Art behalten? Ich freue mich auf deine Meinung!

Hast du dich etwas darin wiedererkannt, dass du anderen Menschen schnell alles abkaufst? Dann ist dieser Text für dich geeignet.

Noch mehr Rebellion findest du übrigens hier.

Oder willst du doch so werden, wie du immer sein wolltest?

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