Ich freue mich sehr: Ein erneuter Gastartikel ist auf Gedankenguru erschienen. Diesmal stammt er vom Psychologen Arthur Bohlender. Er widmet sich einem super Thema, das auf dem Weg zur inneren Mitte nicht fehlen darf: Vertrauen. Zu sich selbst, und zu anderen. Viel Spaß mit diesem tollen Artikel!
Lesezeit: 3 Minuten
Jeder Mensch strebt nach mehr Vertrauen. Sei es in einer romantischen Beziehung, einer Freundschaft, im Team, gegenüber Vorgesetzten oder auch zu sich selbst.
Der Vertrauensverlust eines Menschen zeigt sich somit in den unterschiedlichsten Lebensbereichen. Dabei reagiert jeder in seinem Erleben und Verhalten sehr unterschiedlich.
Doch Tatsache ist: Je weiter wir in Selbstkritik, Ablehnung oder Misstrauen abdriften, desto größer ist unser Unwohlsein. Somit ist es uns unmöglich, in diesen „Zustand“ des Selbst- und Fremdvertrauens zu finden. Wie aber können wir ein gesundes Selbst- und Fremdvertrauen entwickeln?
So entsteht Selbst- und Fremdvertrauen
Das gesunde Vertrauen zu anderen Menschen fängt bei uns selbst an. Damit Vertrauen zu uns selbst und anderen entstehen kann, bedarf es einer stabilen Beziehungsentwicklung vom Kindes- bis zum Erwachsenenalter.
Besonders relevant ist hierbei die Bindung zur Mutter. Welches Verhalten hat die Mutter an den Tag gelegt? Wie hat das Kind die Mutter erlebt? Speziell im Säuglingsalter sind wir sehr stark auf den Input der Mutter angewiesen, denn hier lernen wir, grundlegende Handlungen und soziale Mechanismen zu verstehen.
Zwei Kategorien sind besonderes essentiell für unser Vertrauen: Selbstvertrauen und Fremdvertrauen. Die beiden hängen eng zusammen und lassen sich wechselwirkend ergänzen.
Zunächst entsteht eine Basis des Selbstvertrauens. Wir lernen, uns mit unseren ganzheitlichen Eigenschaften, Befindlichkeiten, Stärken und Schwächen zu akzeptieren. Aus Sicht der Evolutionspsychologie sorgt dieses Selbstvertrauen dafür, uns das Überleben zu ermöglichen, indem wir mit Zuversicht durch das Leben schreiten und selbst für uns sorgen können.

Durch diese Entwicklung entsteht ein Selbstwert, welcher durch unser Erleben und Verhalten geprägt wird. Wir sind selbstreflektiert und durch Gewohnheit und Erfahrung uns selbst treu.
Ist diese Norm und Einstellung zu einem beständigen Lebenselixier geworden, gehen wir damit offen auf neue Situationen und Menschen zu. Wir gestehen diesen einen ähnlichen und vertrauensvollen Umgang wie mit uns selbst zu.
Im alltäglichen Leben vertrauen wir dann durch unsere eigenen Fähigkeiten darauf, dass auch andere mit ihren Beziehungen und Herausforderungen gut und gewissenhaft umzugehen wissen. Aus Erfahrung überträgt sich diese Einstellung und Grundhaltung, auch nonverbal, auf unsere Umwelt und unser Gegenüber.
Wer misstraut Situationen und Menschen – jemand, der ganz klar und offen mit sich selbst und seiner Umwelt umgehen kann? Oder jemand, der sich selbst nicht über den Weg traut?
Wenn wir im guten Vertrauen zu uns selbst und anderen sind, gestaltet sich eine zwischenmenschliche Zusammenkunft in Romantik, Freundschaft, Beruf und Alltag mit allen Beteiligten viel leichter. Wir sind grundsätzlich optimistisch, beschwingt, fühlen uns wesentlich freier und sind auch bereit, größere Herausforderungen mutig anzugehen.
Wie du zu mehr Selbst- und Fremdvertrauen findest
Um einen Mangel an Vertrauen „step by step“ anzugehen und neu zu kreieren, benötigen wir immer wieder ein mentales Update zur Neuausrichtung und Neuorientierung.
Wie immer müssen wir dabei mit unseren eigenen Gedanken anfangen: Wie fühlen sich diese an? Gibt es einen Veränderungsbedarf? Existiert ein Leidensdruck? Welches Feedback sende ich mir selbst? Wie ist das Feedback aus meiner näheren Umgebung?
Denke immer daran, es gibt keine „Schuld“ für dein eigenes Erleben und Verhalten. Auch wenn du bei dir selbst einen Mangel an Selbst- und Fremdvertrauen feststellst, hast du deine Einstellung und Erfahrungen so gut wie möglich gestaltet. Du darfst lernen, die Dinge nicht persönlich zu nehmen.
Um dein Vertrauen wieder zu stärken, benötigst du eine bewusste und zielorientierte Entscheidung. Wenn du dein Bewusstsein entsprechend trainierst, gestaltest und reflektierst, erlaubt es dir eine Neuprogrammierung seiner Wahrnehmung!
Kein Individuum dieser Welt kann uns eine Garantie geben, dass wir nicht erneut enttäuscht, abgelehnt, verletzt oder verlassen werden. Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, stellen wir fest, dass wir selbst auch oft andere Menschen enttäuscht, verletzt und abgelehnt haben. Es ist wichtig, uns selbst gegenüber ehrlich zu sein und auf unsere innere Stimme zu hören.
Vertrauen können wir nicht herbeiwünschen oder zaubern. Es lässt sich nur „step by step“ aufbauen, indem wir uns damit auseinandersetzen, reflektieren und einfach tun, sodass wir eines Tages die alten Verletzungen in Liebe verwandeln können.
Durch das Wahrnehmen der inneren Stimme stärkt sich unser Selbstwertgefühl. So kann unser Selbst- und Fremdvertrauen stetig wachsen. Umso mehr du dir selbst vertraust, desto leichter fällt es dir, andere Situationen und Menschen klarer zu sehen und zu verstehen. Entscheide dich bewusst für ein gesundes Selbst- und Fremdvertrauen!

Über Arthur Bohlender
Ein Migrationshintergrund aus Kasachstan, enge Verbindung zur Türkei, offen homosexuell lebend: Als facettenreich ausgebildeter Psychologe, Coach und Manager hat Bohlender es sich zur Aufgabe gemacht, jeden Patienten durch eine individuelle Kombination aus Therapie und Coaching zum persönlichen Wachstum zu verhelfen. Mit Humor, Selbstreflexion und seinem breiten kulturellen Verständnis liefert er zudem mit seinem Podcast „Psycho Plausch“ immer wieder spannende Impulse für eine gesunde Psyche.
Und, wie geht’s dir mit dem Artikel? Denkst du von dir, dass du gut dir selbst und anderen vertrauen kannst? Welche Tipps hast du auf Lager, um dein Selbst- und Fremdvertrauen zu stärken? Lasse es uns gerne wissen!
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