Schluss mit Rechtmacherei! Wie du aufhörst, ein Rechtmacher zu sein

Rechtmacher

Lesezeit: 7 Minuten

Du willst anderen immer alles rechtmachen? Und jetzt endlich damit aufhören? Dann ist dieser Artikel genau der richtige für dich. Du solltest ihn auf jeden Fall lesen, wenn …

  • du dir sehr viele Gedanken darum machst, was andere von dir halten.
  • du dir sehr viele Szenarien ausmalst, was sie von dir denken KÖNNTEN.
  • du dich für die Gedanken und Taten von anderen Menschen verantwortlich fühlst.
  • du auf alles, was um dich herum passiert, sehr empfindlich reagierst.
  • du dich nicht so geschätzt, gesehen und angenommen fühlst, wie du bist.
  • du dir ständig Selbstvorwürfe machst und von dir denkst, nicht gut genug zu sein.
  • du Angst davor hast, du selbst zu sein.
  • du immer wieder die gleichen negativen Erfahrungen machst.
  • du dich darüber wunderst, warum andere nicht so für dich da sind wie du für sie.
  • du dich sehr unsicher fühlst, wenn andere etwas für dich tun, und lieber doppelt so viel zurückgibst.
  • du anderen die Schuld in die Schuhe dafür schiebst, dass es dir nicht gut geht.
  • du dein Glück im Außen suchst und daran scheiterst.

Rechtmacher-Herz entschlüsselt: Warum du anderen alles rechtmachen willst

Viele dieser Passagen stammen aus dem hervorragenden Buch „Codependent no more“ von Melody Beattie. Dieses Buch möchte ich als Standartwerk für all diejenigen bezeichnen, denen es schwerfällt, eine klare Grenze zwischen sich und dem Außen zu ziehen. Oder, um es kürzer zu fassen: Für die „Rechtmacher“ unter uns.

Diese oben genannten Punkte zeigen nur einen sehr kleinen Ausschnitt von dem, was Rechtmacher Tag für Tag geißelt. Sich unverstanden fühlen, sich nicht geliebt fühlen, Wut und Ärger zählen auch häufig dazu. Denn wenn du ein Rechtmacher bist, geht es dir in erster Linie darum, anderen Menschen zu gefallen. Und du hast Angst davor, nur einen falschen Schritt zu machen, und schon liebt dich keiner mehr.

Was du dir da aufbürdest, ist harte Arbeit. Sehr harte Arbeit, die du dir wahrscheinlich schon in deiner Kindheit auf deine schmalen Schultern auferlegt hast. Das war auch gut und richtig so. Es war deine persönliche Überlebensstrategie. Damit hast du vollkommen richtig gehandelt. Aber jetzt sind diese Überbleibsel deiner Strategie nur noch eine Last für dich. Und das spürst du Tag für Tag.

Rechtmacher sind erschöpft

Das passiert wirklich beim Rechtmachen

Du bist müde. Abgekämpft. Fühlst dich verwundet und verärgert. Und das ist auch gar kein Wunder: Schließlich hast du es dir zur Aufgabe gemacht, Menschen in deinem Umfeld zu kontrollieren. Hierbei überschreitest du regelmäßig deine eigenen Grenzen.

Der Kontrollzwang kann sich ganz unterschiedlich äußern. Zum Beispiel machst du einem Menschen in deinem Umfeld klipp und klar Vorgaben, wie er sich zu verhalten hat. Dann hält sich die Person aber doch nicht daran, und bittet dich sogar noch darum, ihren Mist auszubaden. Und du tust es wieder, obwohl du schon 100-mal gesagt hast, dass du das nicht wieder tun wirst.

Oder du hörst dich Dinge sagen, nur um jemand anderem zu gefallen. Du machst zum Beispiel Zusagen zu Arbeiten oder Terminen, die du gar nicht geben wolltest. Und ärgerst dich hinterher darüber, aber jetzt ist es zu spät. Jetzt kannst du scheinbar keinen Rückzieher mehr machen.

Der Kampf um Kontrolle

Kontrolle ist der Name deiner Waffe. Du kämpfst um die Liebe und Anerkennung anderer Menschen. Durch vermeintliche Kontrolle über sie. Vermeintlich, denn das, was du da versuchst, ist UNMÖGLICH.

Du kannst nicht etwas kontrollieren, was außerhalb deiner Macht steht. Und wenn du mal überlegst, wirst du wahrscheinlich feststellen, dass andere Menschen außerhalb deiner Macht stehen. Daran wird niemals jemand etwas ändern können. Du nicht und die anderen auch nicht. Niemand.

Es ist einfach nicht deine Aufgabe, andere Menschen zu kontrollieren. So gut du es auch meinst. So sehr die anderen davon abhängig sind. Und so sehr auch DU davon abhängig bist. Denn das bist du: Abhängig. Abhängig von der Liebe und Anerkennung anderer Menschen, ohne die du zum jetzigen Zeitpunkt meinst, nicht leben zu können.

Das ist falsch. Du kannst ohne die Liebe und Anerkennung anderer leben. Zumindest ohne die Art und Weise von Liebe und Anerkennung, wie du sie jetzt erlebst. Schauen wir uns dazu mal genauer an, was dir als Rechtmacher widerfährt.

Wer kontrolliert hier wen?

Auf der einen Seite hast du die Kontrolle. Du kämpfst darum, dass dein Freund seinen neuen Job bekommt oder behält. Oder du bleibst jeden Abend zuhause, damit er nicht wieder zur Flasche greift. Vielleicht schläfst du auch mit ihm, ohne selbst Lust darauf zu haben. Aber er hat schließlich Bedürfnisse, und wenn du sie nicht erfüllst, wird er irgendwann zu einer anderen gehen. Du gibst und gibst und erkaufst dir dadurch Liebe und Anerkennung.

Auf der anderen Seite hast du längst die Kontrolle verloren. Die Kontrolle über dich. Du lässt dich fremdsteuern, sobald du in deine Rechtmacher-Rolle schlüpfst. Denn ab diesem Zeitpunkt gibst du dich selbst und deine eigenen Bedürfnisse auf, um anderen zu gefallen. Du vergisst dich selbst, um den vermeintlichen Erwartungen anderer zu entsprechen.

Rechtmacher vergessen sich

Vermeintlich, denn in der Regel weißt du gar nicht, was die anderen von dir erwarten. Es ist dein eigener Kopf, der dir sagt, sie würden dies oder jenes von dir fordern.

Du bist hier in einen Kreislauf geraten, der nicht mehr viel mit freiwilliger Liebe zu tun hat. Das ist ein Abhängigkeits-Prozess. Und du bist die Abhängige. Nicht die anderen müssen von dir gerettet werden. Nein, du bist diejenige, die sich jetzt selbst retten darf. Du darfst lernen, für dich und deine Bedürfnisse einzustehen.

Schluss mit der Rechtmacherei!

Auch ich habe lange Zeit für die Bedürfnisse und Erwartungen anderer Menschen gelebt. Das hat mich in eine sehr gefährliche Abhängigkeitsspirale gezogen, die mich wirklich in den Abgrund zu reißen drohte. Jahrelang hatte ich Angst, für mich und meine Bedürfnisse einzustehen. Ich kenne diese Angst in- und auswendig. Aber je größer die Angst, desto größer das Wachstum.

Ich kenne daher auch nur zu gut diese Ratlosigkeit, die sich nach der großen Angst einstellt. „Für mich und meine Bedürfnisse einstehen?“ Was soll das sein? Wie sieht das aus?

Auch ich hatte diesen Moment, in dem Menschen mir das gesagt haben. Und so lange, wie ich geschwiegen habe, leise war, meine Bedürfnisse mit einem Kloß im Hals heruntergeschluckt und mich selbst unterdrückt habe – so plötzlich brach es dann aus mir heraus:

„Woher soll ich wissen, was ich will?! Ich habe keine Ahnung, wer ich eigentlich bin! Jetzt wollen auf einmal alle, dass ich nur ich bin!“

Verändere dich für deine Heilung

Das passiert. Du hast dich selbst so lange unterdrückt und verdrängt, dass du gar nicht mehr weißt, wer du bist und was du willst. An dieser Stelle siehst du, wer die Kontrolle hat. Für wen du bisher gelebt hast.

Und vielleicht denkst du genau wie ich damals, dass jetzt alle erwarten, dass du „endlich mal“ du bist. Aber das stimmt nicht. Es ist eine Einladung zu deiner Heilung. Denn ja, du sammelst immer und immer wieder dieselben negativen Erfahrungen. Aber sie sind dein Weg zur Heilung. Du konfrontierst dich unterbewusst immer wieder selbst mit solchen Situationen, um dir die Möglichkeit zu geben, daran zu wachsen und zu heilen.

Wer immer nach dem gleichen Rezept backt, kann keinen anderen Kuchen im Ofen erwarten. Es kann sich nichts ändern, wenn du immer wieder die gleichen Muster abspielst. Und das tust du, solange du DICH nicht veränderst.

Es liegt in deiner Verantwortung, ein Rechtmacher zu sein

Ich bin froh, dass du jetzt hier bist. Wie du siehst, habe auch ich einen ganz besonderen Bezug zur Rechtmacherei. Und auch, wenn es mich definitiv noch herausfordert, für mich und meine Bedürfnisse einzustehen, kann ich doch sagen: Ich erkenne mittlerweile diese Mechanismen und kann bewusst gegensteuern. Und das ist erst der Anfang. Und wenn ich das schaffe, dann schaffst du das auch.

Den ersten Schritt in die richtige Richtung hast du schon gesetzt. Du hast diesen Text bis hierhin gelesen und verstehst, was passiert. Wie dir als Rechtmacher geschieht. Du bist abhängig. Ja, du darfst wütend sein. Aber in all deiner Wut denke daran: Du hast es zugelassen. Es lag in deiner Verantwortung. Dein gesamtes Leben liegt in deiner Verantwortung. Und nur du allein kannst deine Situation ändern. Niemand sonst.

Du steckst in einem miserablen Job, wo du dich ausgenutzt fühlst? Kein Mensch dieser Welt kann dich zwingen, diesen Job zu machen. Finde selbstbestimmt eine Lösung für dein Dilemma.

Du steckst in einer miserablen Beziehung, die dir mehr Energie raubt als gibt? Kein Mensch der Welt kann dich zwingen, in dieser Beziehung zu bleiben. Finde selbstbestimmt eine Lösung für dein Dilemma.

Du hast du nur miserable Freunde, die nicht zu dir stehen oder dich sogar ausnutzen? Dann waren es auch niemals echte Freunde. Du brauchst keine Angst davor haben, allein zu sein. Du wirst neue Menschen finden, die echte Freunde sind. Wenn du bereit dafür bist.

Stopp den Rechtmacher-Modus: So kannst du anfangen

Was es auch bei dir ist: Du hast immer die Möglichkeit, verantwortungsvoll zu handeln. Für dich. Du bist die allerwichtigste Person in deinem Leben! Nur du kannst dafür sorgen, dass es dir gut geht. Kein anderer wird das jemals für dich können.

Stopp den Rechtmacher-Modus!

Du bist stark. Du kannst für dich selbst sorgen. Übernimm Verantwortung für dich und deine Bedürfnisse. Stopp die Rechtmacherei! Andernfalls wird sie dich früher oder später so auslaugen, dass du wirklich den Selbstzerstörer-Modus drückst. Übernimm Verantwortung. Sorge für dich. Du kannst das!

Wie du das schaffen kannst? Wie du anfangen sollst? Frage dich, was dir jetzt guttut. Was du für dich tun kannst, damit es dir gut geht. Was dir wichtig ist. Was du jetzt bist und willst.

Aber zur Verantwortung zählt auch, dass du nachsichtig mit dir selbst bist. Du solltest nicht von dir erwarten, dass du sofort weißt, was du willst und brauchst. Und auch nicht, dass du jetzt sofort für deine Meinung einstehen kannst. Woher soll’s denn kommen, wenn du das noch nie probiert hast? Setze dazu ganz achtsam die ersten kleinen Schritte in die richtige Richtung.

Beobachte dich selbst für die richtige Richtung

Beobachte deine Gedanken und Gefühle. Wie reagierst du zum Beispiel in einem Gespräch? Zieht sich dein Magen zusammen? Bist du verkrampft? Dann stimmt hier etwas nicht. Gib dir etwas Zeit. Je länger du dich und deine Gedanken beobachtest, desto mehr wirst du über dich und deine Bedürfnisse herausfinden.

Oder wenn dich jemand um etwas bittet: Du spürst, dass du Nein sagen willst. Aber dann rutscht dir doch wieder das Ja heraus. Das ist alles okay. Du hast wahrgenommen, dass du es nicht willst. Das ist doch schon mal super! Dann kannst du jetzt Stück für Stück daran arbeiten, Nein zu sagen. Nicht von heute auf morgen. Aber vielleicht ja schon überüberübermorgen. Nächste Woche. Nächsten Monat. Vielleicht auch erst nächstes Jahr. Aber es wird kommen, wenn du dranbleibst.

Und vielleicht werden die Menschen dein Nein auch erst einmal ablehnen. Weil sie dich so nicht kennen. Als selbstbewusste Person, die für sich eintritt. Vielleicht wirst du Gegenwind bekommen und dann vielleicht wieder einknicken. Das alles ist okay. Es gehört dazu! Und es wird dich eines Tages so stark machen, dass du selbstbewusst Nein sagst und bei deiner Meinung bleibst, völlig egal, was die anderen sagen.

Sei nachsichtig mit dir. Alles kommt Stück für Stück, Schrittchen für Schrittchen.

Du bist wertvoll und verdienst Liebe – auch ohne Rechtmacherei!

Ich möchte dir an dieser Stelle nur mitgeben: Du bist wertvoll und du verdienst es, geliebt zu werden. Dafür brauchst du es nicht dauernd anderen rechtzumachen. Du darfst dich auch immer noch selbst hassen, kleinhalten und verachten, wenn du das gerade so fühlst. Das ändert rein gar nichts daran, dass du wertvoll bist und Liebe verdienst.

Meine Hoffnung ist, dass du hier dazu angeregt wirst, dich mit dir selbst auseinanderzusetzen. Und Dinge vielleicht auch zu hinterfragen, auch gerne diesen Text. Du brauchst nichts von dem glauben oder annehmen, was hier steht. Du entscheidest für dich selbst, ganz für dich allein. Und nimmst das mit, was du für dich gerade brauchst.

Ich lade dich dazu ein, weil ich daran glaube, dass es dir und anderen besser geht, wenn du dich selbst ernstnimmst und dich selbst gut behandelst. Das hat nichts mit Egoismus zu tun, ganz im Gegenteil. Denn du kannst nur von Herzen für andere da sein, wenn du für dich selbst da bist. Und dieses Selbstverständnis, das damit einhergeht, ist so wichtig für die eigene, innere Mitte! Und natürlich, um der Rechtmacher-Rolle zu entschlüpfen.


Gib dir Zeit um herauszufinden, wer du bist und was du willst. Und das kann auch noch viel länger dauern, bis du das auch nach Außen kommunizieren kannst. Sei gnädig mit dir. Manchen Menschen liegt das besser, andere brauchen einfach etwas länger. Aber ich glaube daran, dass jeder das schaffen kann. Wenn ich das kann, dann schaffst du das auch! Ich wünsche dir alles Gute auf diesem spannenden neuen Pfad!

Herzlich, Sabrina

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Dieser Artikel ist stark inspiriert von Codependent no more (unbezahlte Werbung). Ein Buch, das ich auf jeden Fall für alle Rechtmacher sehr empfehle!

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2 Gedanken zu „Schluss mit Rechtmacherei! Wie du aufhörst, ein Rechtmacher zu sein

  1. Ohja, mit diesem Thema habe ich auch so meine Probleme … früher war das ganz schlimm. Als Kind habe ich die Erfahrung gemacht, dass andere Kinder böse auf mich wurden, wenn ich nicht gemacht hatte, was sie wollten. Das hat mich ganz schön geprägt und ich bin unbewusst total in diesen Rechtmacherei-Modus gefallen. Mittlerweile falle ich auch ab und zu wieder rein, bis ich es dann irgendwann merke, weil ich mich so unwohl fühle und inzwischen ganz gute Antennen dafür entwickelt habe. 🙂

    1. Hallo Anja,

      vielen Dank für deine sehr persönlichen Gedanken! Ja, ich glaube, viele von uns kommen mit diesem Rechtmacher-Modus in Berührung, und während einige da irgendwann von selbst rausfinden, bleiben andere in ihm gefangen. Und irgendwie gehört es ja auch ein Stück zum menschlichen Leben dazu, anderen gefallen zu wollen. Da aber gute Antennen auszubilden, ist denke ich eine sehr gute Methode, um sich nicht selbst aufzuopfern. Opfern und dafür Liebe und Anerkennung zu erwarten, geht meistens nach hinten los – durfte ich auch lernen.

      Liebe Grüße,
      Sabrina

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