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Hey, wie schön, dass du da bist! Ich lade dich ein, mit mir mal wieder ein bisschen zu „labeln“.
Obwohl ich labeln an sich schwierig finde, kann es doch manchmal auch sehr nützlich sein, um sich und andere besser zu verstehen. Deshalb soll dieser Text kein Antrieb dazu sein, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen und zu sagen „Du bist so oder so!“, sondern dazu einladen, dich und andere achtsamer wahrzunehmen und besser auf die eigenen und fremden Bedürfnisse einzugehen.
Denn wenn du dich und andere verstehst und einschätzen kannst, findest du viel eher in die eigenen Mitte. Und kannst sie auch halten.
Wenn du mehr solcher achtsamen „Labelings“ lesen möchtest, empfehle ich dir diesen Artikel zu den sogenannten Naturellen. Wenn du aber lieber etwas über die 4 Menschen(s)typen lernen möchtest, möchte ich dich auch gar nicht weiter auf die Folter spannen, sondern jetzt direkt loslegen.
Die 4 Menschentypen nach Hippokrates
Und zwar gehen diese 4 Menschentypen auf eine Kategorisierung von dem Arzt Hippokrates zurück. Er war Grieche und hat vom 5. bis ins 4. Jahrhundert vor Christus gelebt.
Anders als mit unserer Spezialisierung heute haben sich Gelehrte damals mit den unterschiedlichsten Bereichen befasst und Erkenntnisse daraus gezogen. Und so hat Hippokrates sich es zur Aufgabe gemacht, Menschen und ihre Eigenschaften bzw. Reaktionen zu beobachten.
Daraus entwickelte er die 4 Menschentypen, die alle gleichberechtigt sind und sowohl ihre Stärken als auch vermeintlichen Schwächen in sich tragen. Und gemeinsam sind sie stark und ergänzen sich perfekt.
Diese Persönlichkeitstypen möchte ich dir jetzt vorstellen. Denn egal, was du von diesem Labeling hältst, werden sie doch zum Beispiel auch im Verkauf eingesetzt. Weil diese Kategorisierung zieht. Manche Menschen kannst du nämlich total durch süße Hundewelpen bezirzen (na, erwischt?), während andere nur durch Fakten zu überzeugen sind.
Aber aufgepasst: Wir Menschen sind alle individuell und lassen uns nicht 1:1 in Schubladen stecken. Deshalb wirst du dich vielleicht in ein, 2 oder 3 Typen wiedererkennen, aber sie werden höchstwahrscheinlich nicht 100 Prozent auf dich passen.
Das liegt auch daran, weil kein Mensch nur einen Typen in sich trägt, sondern immer mindestens 2. Worum es hier geht, sind Tendenzen und Grundzüge, um dich und andere besser verstehen zu können.
Der rote Menschentyp
Es gibt 2 sehr „lebhafte“ Persönlichkeitstypen, mit denen ich hier anfangen möchte. Sie werden von dem Verhaltensforscher Thomas Erikson in seinem Buch „Alles Idioten!?“ als roter und gelber Persönlichkeitstyp bezeichnet.
Der rote Typ heißt „Choleriker“. Du solltest ihn nicht mit dem kritischen Begriff á „Dein Chef ist ja aber sowas von ein Choleriker!“ verwechseln.
Denn ein Choleriker hat sehr wertvolle Führungs-Eigenschaften: Er ist dominant, ehrgeizig, kann gut Entscheidungen treffen und geht oftmals voran, auch gerne auf bisher unbeschrittenen Pfaden.

Der Mentalspeaker Tobias Beck hat Hippokrates’ Ideenmodell etwas aufgefrischt und bezeichnet den roten Typen liebevoll als „Hai“.
Haie konzentrieren sich eher darauf, was andere Menschen ihnen geben können, sind extravagant und neigen dazu, sich in den Mittelpunkt zu stellen. Sie sind aufgabenorientiert und sitzen häufig in Führungspositionen. Berühmte Beispiele für Haie sind zum Beispiel Steve Jobs oder Angelina Jolie.
Haiische Herausforderungen
Ein Hai ist eine geborene Führungspersönlichkeit. Aber das bringt auch die ein oder andere Herausforderung mit sich.
Zum Beispiel neigt er dazu, etwas zu häufig und offen seine Meinung kundzutun, was andere verletzen kann. Er kann unhöflich, ungeduldig und manchmal sogar ein bisschen aggressiv sein. Außerdem gehört er nicht gerade zu den Menschen mit dem größten Einfühlungsvermögen.
Um mit einem Hai auf der Jagd umzugehen, gibt es meistens nur eine Lösung: Gegenhalten. Denn für Schwäche hat der Hai meistens nicht viel Verständnis.
Was dem Hai selbst guttut, ist die Kontrolle auch mal abzugeben sowie sich von seinem Tatendrang und seiner Sucht nach konkreten Ergebnissen etwas zu lösen.
Der gelbe Menschentyp
Ein weiterer sehr lebhafter Persönlichkeitstyp beschreibt Erikson mit der Farbe gelb und bezeichnet ihn vor allem als „inspirierend“. Hippokrates gab ihm den Namen „Sanguiniker“, Beck benutzte das anschaulichere Wort „Delfin“.

Und so wie du dir einen klassischen Delfin oder Flipper vorstellst, ist auch der gelbe Typ: Heiter, selbstbewusst, optimistisch, ein bisschen angeknipst, verspielt, kreativ, zerstreut und vor allem immer gerne am reden. Das macht ihn zu einem sehr aufgeschlossenen Typen und auch häufig zu einem guten Redner.
Auch ein Delfin sieht sich gerne im Mittelpunkt, ist aber weniger dominant als der rote Typ. Vor allem deshalb, weil der gelbe Typ menschliche Beziehungen in der Regel viel wichtiger sind als dem roten Menschentypen. Sie sind sein Hauptantrieb und Orientierungspunkt. Beispiele für gelbe Typen sind Reese Witherspoon oder Chris Tall.
Flippers Herausforderungen
Den gelben Menschentypen oder Delfinen sagen die Spezialisten nach, dass sie selbstverliebt, egoistisch, oberflächlich und Plappermäuler sind. Einen Delfin musst du manchmal schon unterbrechen, um zu Wort zu kommen.
Wegen seinem starken Fokus auf gute zwischenmenschliche Beziehungen solltest du aber nicht zu hart mit ihm ins Gericht gehen, um ihn nicht zu kränken.
Sei liebevoll und offen zu ihm, lache über seine Witze und zeige ihm, dass du dich bei ihm wohlfühlst. Das ist das beste Kompliment, was du einem Delfin machen kannst.
Besonders, weil er die Ablehnung, soziale Isolation und Ignoranz sehr stark fürchtet. Außerdem sperrt sich der gelbe Menschentyp oft gegen strikte Routinen, weil er lieber selbst gestalten möchte.
Der grüne Menschentyp
Jetzt kommen wir zu den etwas ruhigeren Menschentypen. Einer davon, der ebenfalls sehr viel Wert auf zwischenmenschliche Beziehungen legt, ist der grüne Menschentyp. Hippokrates bezeichnete ihn als Phlegmatiker, Beck hingegen gab ihm den tierischen Namen „Wal“.
Ein Wal ist sehr sozial, ausgeglichen, rücksichtsvoll, meistens etwas ruhiger, tolerant, meidet Konflikte um (fast) jeden Preis und bleibt auch gerne mal im Hintergrund.

Er findet seinen Lebenssinn im Helfen und denkt genau andersherum als der rote Menschentyp oder Hai: Er orientiert sich danach, was er für andere Menschen tun kann, nicht, was andere Menschen für ihn tun können.
Dabei sollte der Wal aufpassen, dass er mit seiner treuen und gutmütigen Seele nicht ausgenutzt wird. Berühmte Beispiele für grüne Typen sind Mahatma Gandhi oder Emma Watson.
Walisch sprechen lernen oder: Die Herausforderungen des Wal
Auch eine gutmütige Seele sollte Grenzen setzen, um sich nicht selbst eines Tages herzugeben.
Ein Wal ist meistens sehr leichtgläubig und gibt im Gegensatz zum Delfin nur sehr ungern seine strikten Routinen her. Er verspürt oft eine große Sehnsucht nach Ruhe und Traditionalität und zieht sich entsprechend auch gerne mal zurück. Dabei kann der Wal auch ziemlich stur werden.
Die größte Angst des Wals ist es, mit seiner stilleren Art unterzugehen und keine Aufmerksamkeit zu bekommen. Die solltest du ihm also in jedem Fall geben.
Auch kannst du ihn dabei unterstützen, ihm die Angst vor Neuem zu nehmen, denn seine Komfortzone zu verlassen, tut dem Wal gut.
Der blaue Menschentyp
Hast du dich schon in einem der Menschentypen wiedergefunden? Falls nicht, gehörst du vielleicht zu den besonders kritischen und detailverliebten Analytikern: Dem blauen Menschentypen, auch Melancholiker oder Eule genannt.
Die Eule ist ein realistischer Denker, gerne auch perfektionistisch veranlagt. Sie bleibt ebenfalls lieber im Hintergrund, hat aber nicht so viel Angst wie der Wal davor, im Notfall auch mal anzuecken.

Sie ist wahnsinnig pragmatisch, analysiert gerne im Stillen vor sich hin und liebt aufgrund ihrer Detailtreue und funktionaler Denke „Bedienungsanleitungen“, wie Beck scherzhaft erklärt.
Auch legt sie mehr Wert auf die Aufgabe an sich als auf zwischenmenschliche Beziehungen. Beispiele für blaue Menschentypen sind Bill Gates oder Angela Merkel.
Herausforderungen der Eule
Eine Eule zufriedenzustellen, kann aufgrund ihres riesigen und kritischen Intellekts schon mal schwierig werden. Insbesondere, wenn du zu den besonders emotionalen Menschen gehörst und rationales Argumentieren dir nicht so liegt.
Denn der Eule kommst du am besten mit viel Wissen und einer auf Fakten basierenden Diskussion bei. Wer sich nicht daran hält, kann auch mal mit der typischen Unterkühltheit und leichten Arroganz der Eule konfrontiert werden.
Was der Eule guttut, sind emotionale Menschen, um sie mal wieder ein bisschen aus ihrem analytischem Denken herauszuholen und aufzuwärmen.
Auch Spontanität – der Feind der Eule – darf sie ab und zu mal wagen. Schließlich muss nicht alles komplett durchgeplant und analysiert werden, bevor es mit dem Leben losgehen darf.
Aber auch darauf wird die Eule längst gekommen sein, und ab und zu verlässt sie dann auch mal von sich heraus die Komfortzone.

So, jetzt sind wir auch schon durch mit den 4 Menschentypen. Hast du dich in einem oder sogar ein paar von ihnen wiedererkannt?
Wie schon einleitend geschrieben, trägt nämlich jeder in sich 2 oder mehr dieser Menschentypen. Das macht es für mich persönlich auch etwas schwer, das strikte Muster, wer beziehungstechnisch mit wem zusammenpasst, wirklich zu vertreten.
Aber auch dieses Wissen möchte ich dir nicht vorenthalten: Und zwar sollen besonders gut Hai und Delfin sowie Wal und Eule zusammenpassen. Okay sind auch Hai und Eule oder Delfin und Wal. Was aber nicht kompatibel sein soll, sind Hai und Wal sowie Delfin und Eule.
Der Hai schaut verächtlich auf den Wal herab, während dieser die Nutznießerei des Hais zu Kopf steigt. Und einem Delfin schlafen mit der analytischen und pflichtbewussten Eule einfach die Füße ein, während die Eule nichts mit diesem verspielten Plappermaul anzufangen weiß.
So viel zur Theorie. Und da ich ein gelber Typ bin, ein Delfin, mache ich hier auch Schluss, um mich nicht in den langweiligen Details zu verheddern. Das überlasse ich lieber den blauen Eulen.
Ich hoffe auf jeden Fall, dass du hieraus etwas für dich mitnehmen konntest und du dir, deinen Bedürfnissen und Entwicklungspotenzialen näher gekommen bist. Vielleicht hast du ja auch deinen Partner oder Freunde oder Familie in den Persönlichkeitstypen erkannt.
Ich jedenfalls finde solche Kategorisierungen zur Orientierung immer hilfreich und kann damit die Herausforderungen, die ich und andere haben, einfach viel besser verstehen.
Meine Wal-Seite ist damit für heute befriedigt und kann sich jetzt vorerst zur Ruhe legen, in der Hoffnung, dass auch dir mit diesem Wissen ein bisschen geholfen ist.
Viel Spaß damit und ganz herzlich, Sabrina
So, jetzt bin ich aber mal gespannt, was du aus diesem Text mitnehmen konntest. Was für ein Menschentyp bist du, und hat dir dieser Text geholfen, weiter deinen Pfad Richtung innere Mitte zu beschreiten? Schreib es gerne in die Kommentare, ich freue mich!
Hier geht’s übrigens zur sehr gelungenen Erklärung der Menschentypen von Tobias Beck.
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