Meine Arbeit im Impfzentrum – ein Blick hinter die Kulissen

Impfzentrum

Lesezeit: 4 Minuten

Schön, dass du da bist! Heute geht es mal wieder um einen kleinen „Ausreißer“, denn dieser Artikel ist kein klassischer Tippgeber für dich, um weiter zu deiner inneren Mitte zu finden.

Ich möchte dich hingegen einladen, einen Blick hinter die Kulissen eines Impfzentrums zu werfen. Ich glaube, dass das momentan für jeden interessant sein kann. Und ich hatte das Glück, als Mitarbeiterin eines Impfzentrums kurzzeitig live mit dabei zu sein, wenn „Deutschland“ geimpft wird.

Ich möchte dir deshalb hier die Möglichkeit geben, an diesem Wissen teilzuhaben und dir einen Blick hinter die Kulissen des meiner Meinung nach wirklich gut strukturierten Impfzentrums zu geben.

Die Organisation ist 1a, und jeden Tag wird daran gearbeitet, sie weiter zu verbessern. Das Ziel: So schnell wie möglich so viele Menschen wie möglich erfolgreich zu impfen. Dafür schließen sich Johanniter, das Deutsche Rote Kreuz, die Stadt sowie Selbstständige zusammen, um gemeinsam das Projekt zu stemmen, auf das ganz Deutschland, wenn nicht sogar ganz Europa, wartet.

Aber wie läuft eigentlich dein Weg als Impfling ab? Und wie erlebe ich die Arbeit als Angestellte im Impfzentrum? In dieser Reihenfolge entführe ich dich jetzt gerne in die Welt des Impfzentrums.

Du als Impfling im Impfzentrum

Ein riesiges, weißes Zelt. Fast erinnert es an ein Festival-Zelt, nur leider, leider, ist es das nicht. Mit deinen Unterlagen in der Hand stapfst du durch die hohe Bezäunung Richtung Eingang. Als allererstes wirst du hier von den Securitys kontrolliert.

Gegebenenfalls erhältst du hier schon eine besondere Kennung – bei uns ist es eine farbige Mappe – wenn du zum Beispiel vom Pflegepersonal kommst und statt Biontechs „Cominarty“ den Moderna-Impfstoff erhältst.

Für den Moment ist es nämlich noch so geplant, dass die Moderna-Impflinge in eine extra Impfstraße geführt werden, damit auch ja nicht die Impfdosen vertauscht werden. Jede geöffnete Dose wird strengstens abgezählt.

Die Securitys sind eigentlich immer super gut drauf und geben dir die ersten Einweisungen. Du darfst dann ab ins riesige Zelt, und gelangst hier als erstes an die offizielle Anmeldestelle.

Für dich als Impfling bedeutet das, alle Unterlagen, die du bei der Terminvereinbarung bekommen hast, in den Boxen des „Check-Ins“ abzugeben.

Hier warte beispielsweise ich auf dich und bitte dich, die Versichertenkarte in den Kartenleser zu stecken. Ich nehme deine Daten auf und kontrolliere, ob deine mitgebrachten Dokumente vollständig und unterschrieben sind. Dann drucke ich dir die Impfbescheinigung aus. Das heißt, dein Impfbüchlein brauchst du für die Corona-Impfung vorerst nicht.

Ich im Impfzentrum
Hier bearbeite ich gerade die Daten eines Impflings im Impfzentrum.

„Sie dürfen jetzt weiter durch den Bogen hier gehen, dort warten dann die Kolleginnen auf Sie“, sage ich und entlasse dich damit. Du gehst also weiter, und kommst an 2 Stehtische, wo weitere Angestellte dich empfangen. Zur Kennung tragen wir übrigens alle bordeaux-farbene Shirts und ein Namensschild.

Die Kolleginnen und Kollegen prüfen und sortieren am Stehtisch alle deine Unterlagen. Gegebenenfalls musst du noch einen Moment Platz nehmen auf den zahlreichen orange-farbenen Stühlen, falls die Ärzte gerade noch zu tun haben. Wenn es dann so weit ist, rufen wir dich auf, und du darfst weiter geradeaus zu den Männern und Frauen in Weiß durchmarschieren.

Der Pieks

„Wurden Sie in den letzten 14 Tagen geimpft? Hatten Sie schon mal eine Impfreaktion? Nehmen Sie Medikamente wie Blutverdünner oder haben Sie Allergien?” Solche und weitere Fragen stellt dir der Arzt. Natürlich kannst du auch noch deine Fragen stellen, wenn du welche mitbringst.

Das geht eigentlich recht fix, sodass du dann auch schnell in die Impfstraße weitergehen kannst. Hier warten Krankenschwestern, Arzthelferinnen und Co. auf dich. Du wirst in eine mittelgroße Kabine geführt, und hier – endlich – erfolgt dann der Pieks.

Auf die ordnungsgemäße Lagerung und Aufbereitung wird übrigens strengstens geachtet – ich durfte auch schon mal eine Schulung zur Aufbereitung des Impfstoffs absolvieren. Desinfizieren, desinfizieren, wechseln, ach, und desinfizieren nicht vergessen!

Aber zurück zu dir. Nach der Impfung gelangst du dann in den „Check-Out“-Bereich, wo wieder Menschen wie ich auf dich warten. Übrigens tragen alle Mitarbeitenden des Impfzentrums immer FFP2-Masken, schließlich wollen wir auch gesund bleiben.

Am Checkpoint nehmen wir dir dann nochmal die Unterlagen ab, drücken den Stempel auf die Impfbescheinigung, und scannen die Dokumente für die zweite Impfung ein.

Außerdem tragen wir den Impfstoff im System ein, damit unsere Chefs genau wissen, wie viel Impfstoff wir verbraucht haben und wie viele geimpft wurden. Das ist für die Zählung natürlich sehr wichtig.

Zuletzt darfst du nochmal 15 beziehungsweise 30 Minuten bei Allergien oder Blutverdünner Platz nehmen. Sanis stehen jederzeit bereit und sprechen dich gegebenenfalls an. Falls etwas Ernstes sein sollte, was in meiner Arbeitszeit aber noch nie der Fall war, nehmen sie dich mit in den Sani-Raum und kümmern sich schnell und effizient um dich. In der Regel fallen aber nur Routine-Kontrollen an.

Überhaupt ist Effizienz, also sauberes, schnelles und gut organisiertes Arbeiten extrem hoch geschrieben im Impfzentrum. Noch gibt es wenig Impfstoff – aber sobald der mal da ist, wird’s richtig losgehen. Dann müssen alle Mitarbeiter*innen wie am Fließband arbeiten, damit dieser Corona-Alptraum so schnell wie möglich vorbei ist.

Meine Sicht auf das Impfzentrum

Ich für meinen Teil finde es wirklich sehr spannend, hier mitwirken zu dürfen und aktiv etwas gegen die Pandemie tun zu können. Und auch zwischenmenschlich ist es sehr bereichernd: Das Team ist großartig, alle sind offen und hilfsbereit – bis auf einzelne Ausnahmen, die es leider überall gibt.

Verschiedenste Schicksale treffen hier aufeinander: Von ehemaligen Burnout-Geplagten über Menschen aus dem Eventmanagement, die hier einen Ersatzjob gefunden haben, bis zu angehenden Piloten oder Polizistinnen ist alles vertreten.

Alle sind dankbar, diesen Job machen zu dürfen, und auch die Impflinge treten uns gegenüber sehr wertschätzend auf. Ich glaube, das ist eine optimale Basis, auch für stressigere Impfzeiten.

Nichtsdestotrotz muss ich teilweise auch etwas Negatives berichten. So gibt es leider auch vereinzelt Mitarbeitende, die schon jetzt Fehler in das Impfsystem einbauen, oder die Technik versagt. Es ist eben doch ein Projekt, das viele aufmerksame und schnelle Hände benötigt und bei dem ständig nachgebessert und kontrolliert werden muss.

Ich hoffe, dass diese Fehler jetzt am Anfang passieren, damit zu stressigen Hochzeiten alles top läuft. Wie vor der Führerscheinprüfung: Die letzte Fahrstunde ist der Horror, und in der anschließenden Prüfung bestehst du mit Bravur.


Dieses hier soll für dich nur eine kleine Bereicherung sein, um einen Blick hinter die Kulissen eines Impfzentrums werfen zu können. Ob du dich impfen lassen willst oder nicht, möchte ich komplett dir überlassen.

Für mich ist der Gedanke ausschlaggebend, dass bisher jede Seuche in Deutschland übers Impfen ausgerottet werden konnte. Und gerade die mRNA-Impfstoffe, also Biontech und Moderna, lagen schon länger im Schrank und mussten nur noch auf das Corona-Virus angepasst werden.

Wie es mit Corona weitergeht, kann wohl niemand so richtig sagen. Ich aber finde es schön zu sehen, dass es Menschen gibt, die für andere Menschen kämpfen. Für die der Nächste wirklich wichtig ist. Das ist pure Inspiration.

Wenn wir alle an einem Strang ziehen, dann werden wir Corona besiegen. Und hier zählt jeder Einzelne mit seinem Verhalten. Jeder von uns. Inspiriere dazu auch gerne andere!

Ganz herzlich, Sabrina

Jetzt bin ich sehr gespannt auf deine Meinung zum Impfzentrum! Was liegt dir auf dem Herzen, wenn du diesen Artikel liest? Ich freue mich!

Du möchtest jetzt einen Termin zur Impfung vereinbaren? Denke bitte daran, dass im Moment noch nur die Prioritätsstufen 1 und später 2 geimpft werden können!

Dieser Artikel ist vom 22.02.2021. Es kann sich jederzeit etwas bei der Corona-Impfung oder im Impfzentrum ändern, deshalb erhebt dieser Text keinen Anspruch auf Vollständig- oder Richtigkeit.

Du möchtest Unterstützung in der Corona-Zeit? Dieser Artikel könnte dir helfen.

Oder möchtest du jetzt eine weitere Geschichte lesen?

Übrigens, wenn dich solche Selbstversuche von mir interessieren, empfehle ich dir diesen hier.

Dir gefällt der Artikel? Dann freue ich mich sehr, wenn du mich unterstützt und ihn an jemanden schickst, dem er auch helfen könnte.

Du kannst hier etwas für dich mitnehmen? Super! Um auf dem Laufenden zu bleiben, trage dich gerne für den Newsletter ein:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert