„Schatz, ich könnte dir den Hals umdrehen!“ oder: Das größte Kompliment für eure Beziehung

Hals umdrehen

Lesezeit: 3 Minuten

2 Situationen: Mein Freund und ich besteigen den Ätna – eine ziemlich anstrengende Erfahrung! Doch umso leichter fällt den meisten Gruppenmitgliedern der Rückweg bergab. In gräulichen, staubigen Aschebergen, die mir teilweise bis über die Hüften reichen, laufen die meisten freudig-verspielt den Vulkan hinunter. Schon bald bin ich weit abgeschlagen von der Gruppe – und ziemlich eingeschnappt: Auch mein Freund hat mich zurückgelassen, während ich hier damit kämpfe, irgendwie nicht zu stolpern und mich gegen die Aschemassen zu behaupten! So ein blöder Idiot!

Situation 2: Zurück in Deutschland und ein paar Jahre später ist der Leggings-Trend endgültig in Deutschland angekommen. Wir gehen zu zweit spazieren, als eine junge Joggerin an uns vorbeiläuft. Wieder diese hautenge Leggings, wo man auch wirklich ALLES sieht! Während ich mit scheinbar unauffälligen Blicken ihr Aussehen inspiziere, tue ich so, als wäre es mir schnurzpiepegal, ob mein Freund guckt. Mir doch wurscht! Doch hinterher kann ich es mir nicht verkneifen: Ich antworte ihm patzig und kann nicht umhin, ihm Vorwürfe zu machen, dass er die Joggerin von vorhin doch viel sexier fände als mich.

Dein inneres Kind will Heilung finden

Im Buch „Soul Master: Wie du deine Seelenkräfte entfesselst und das Universum auf deine Seite bringst“ von Bestsellerautor Maxim Mankevich finden sich zwei ganz ähnliche Erlebnisse von Mankevich und seiner Freundin. Was nicht heißen soll, dass wir Frauen alle einen Sockenschuss haben. Denn eigentlich sind meine Reaktionen auf beide geschilderte Erlebnisse total übertrieben. Doch bin nicht ich diejenige, die hier spricht, sondern das innere Kind in mir, erklärt mir Mankevich. Ah! Na endlich zeigt mir mal jemand mein inneres Kind an einer konkreten Situation, so dass ich es auch richtig verstehen und nachvollziehen kann.

Kurz gesagt handelt es sich beim inneren Kind um mich in einer jüngeren Version. Wir alle wurden verletzt und tragen Gefühle in uns, die wir nicht verarbeiten konnten und die deshalb immer wieder bei sogenannten „Triggern“ unkontrolliert ausbrechen.

Während die eine in der „er läuft mit der Gruppe voraus“-Situation wahrscheinlich total gelassen geblieben und sich vielleicht sogar bei dem Ascheaufwühlen mitgefreut hätte, habe ich es direkt persönlich genommen und mich verlassen gefühlt. Eine alte Angst kam direkt wieder in mir hoch und flehte mich an, sie endlich aufzulösen. Doch ich war hilflos und konnte nichts tun; außer, so zu reagieren, wie ich es schon 100x vorher getan habe: Mit Kränkung, Rückzug und Vorwurf.

Vielleicht noch vehementer ist die Stelle „Knackpo in Leggings“, bei der ich mich immer wieder selbst untergrabe. Ich spüre richtig, wie ich meine eigene Verwundung jedes Mal brutal aufreiße, wenn ich mir einrede, eine andere, eben buchstäblich hergelaufene Frau würde meinem Freund besser gefallen als ich selbst. Doch immer wieder passiert so etwas, obwohl ich es doch eigentlich besser wissen sollte. Und dann kommt wieder dieses überwältigende Gefühl des Betrogen-worden-seins und der Wunsch, meinem Freund den „Hals umdrehen“ zu wollen, obwohl er doch gar nichts getan hat.

Getriggert, oder: „Ich könnte ihm den Hals umdrehen!“

Doch es gibt Hoffnung. Und zwar sagt Mankevich (in meinen Worten übersetzt):

„So ein Glück, dass du von deinem Partner getriggert wirst! Das spricht von dem enormen Wachstumspotenzial, das noch in eurer Beziehung verborgen liegt. Denn eine Beziehung ist dann am Ende, wenn beide Partner nichts mehr voneinander lernen können oder wollen.“

Laut Mankevich ist eine Beziehung nicht dazu da, dich glücklicher zu machen – sondern dich bewusster zu machen. Bewusster für deine blinden Flecken und Baustellen, die du noch unverarbeitet in dir trägst. Das heißt, wann immer dein Partner dich triggert und du ihm am liebsten den Hals umdrehen willst, weist er auf deine versteckten Wunden hin. Umgekehrt: Wenn dein Partner dich nicht mehr triggern kann, gibt es zwischen euch auch keine Anziehungskraft mehr. Bestimmt kennst du die Paare, die einander „egal“ geworden sind. Das ist tödlicher für jede Beziehung als der Wunsch, dem Partner sprichwörtlich den Hals umdrehen zu wollen.

Und mit meiner langjährigen Beziehungserfahrung kann ich das bestätigen. Wenn die Beziehung zu „glatt“ ist, schlafen einem wirklich die Füße ein. In einer guten Beziehung braucht es Leidenschaft, Reibungspunkte, braucht es die Andersartigkeit des Gegenübers. Und trotzdem scheinen so viele heutzutage nach sich selbst zu suchen. „Du bist ja wie ich, nur als anderes Geschlecht!“, scheint das größte Kompliment zu sein.

Deine Beziehung als größtes Heilungsgefäß

Mein Freund und ich sind sehr unterschiedlich. Und viele von denen, die geschwärmt haben, was für eine große Übereinstimmung sie doch haben, sind heute nicht mehr zusammen. Sie alle haben ausreichend Lektionen aus ihrer Partnerschaft mitgenommen oder schlichtweg aufgegeben und wenden sich wieder einem neuen Partner zu.

Ich jedenfalls bin froh, dass es in meiner Partnerschaft immer noch so viele Trigger gibt. Mein Partner ist nicht nur der für mich beste und schönste Partner auf der ganzen Welt, er ist auch derjenige, zu dem ich regelmäßig sagen könnte:

„Ich würde dir gerade am liebsten den Hals umdrehen, und trotzdem bin ich verrückt nach dir!“

Eine Beziehung ist dein größtes Heilungsgefäß. Deine Beziehung wird dich immer triggern – du kannst nur lernen, anders damit umzugehen. Vielleicht hilft dir dieses Wissen dabei, nicht aufzugeben und weiter in deiner Beziehung zu heilen und zu wachsen. Es ist so unendlich schön.

Herzlich, Sabrina

Kennst du solche Erlebnisse aus deiner Beziehung? Wie gehst du mit solchen Triggern um? Ich freue mich auf deine Gedanken!

Titelbild: plicka/Pixabay

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